Mit der Veröffentlichung des ersten Amazon-Katalogs erweitert das Unternehmen seinen Marketing-Mix um Print. Wir werfen einen Blick hinein.

Im November letzten Jahres wurde ein Spielzeugkatalog an Millionen von Amerikanern verschickt. Es war Vorweihnachtszeit und Spielzeug gehört zu den beliebtesten Geschenken der Saison – so weit, so gewöhnlich. Ungewöhnlich war die Retail-Marke hinter der Publikation.
Der 68-seitige Katalog mit dem Titel “A Holiday of Play” wurde von Amazon – dem wertvollsten Online-Händler der Welt – geplant, erstellt und verschickt. Ein überraschender Zug eines Unternehmen, das sein Vermögen im digitalen Bereich erwirtschaftet und dieses für die Produktion einer Print-Publikation ausgibt. Amazon gedeiht online mit einer Vielzahl von digitalen Plattformen, einer ausgeklügelten Datennutzung und wenigen lokalen Geschäften, um die Preise niedrig und die Gewinne hoch zu halten.

Aber mit der Erstellung des Katalogs hat Amazon nicht nur bewiesen, dass Print ein wertvolles Marketing-Instrument ist, sondern auch gezeigt, wie eine Print-Publikation hervorragend in eine äußerst erfolgreiche Multi-Plattform-Marketingkampagne passen kann.

Der Katalog der Zukunft

Wenn Sie einer der Glücklichen sind, die eine Kopie von „A Holiday of Play“ haben, werden Sie sofort eine Reihe von einzigartigen Funktionen bemerken. (Wenn nicht, können Sie hier eine PDF-Version herunterladen.) Erstens gibt es keine Preise im Katalog. Die Leser werden gebeten, die Bilder auf den Seiten mit ihrem Smartphone zu scannen und direkt auf die entsprechende Seite bei Amazon.com zu gelangen. Featured Toys werden auch mit QR-Codes (oder „Smilecodes“) geliefert, die in der Amazon-App gescannt werden können.

“52% der Leute kauften mehr, als sie beim Einkauf mit einem gedruckten Katalog geplant hatten.”

An anderer Stelle gibt es eine Weihnachtswunschliste, in der die Kinder das Spielzeug aufschreiben können, das sie sich zu Weihnachten wünschen, sowie eine Seite mit Aufklebern. Ziel der Publikation ist es, das Interesse der Leser zu wecken und ihre Aufmerksamkeit zu erregen, wenn sie zu Hause und entspannt sind. Es hat eine Weile gedauert, aber Amazon hat erkannt, was viele andere Handelsmarken seit Jahren wissen: Print begeistert den Leser und gewinnt seine volle Aufmerksamkeit, erhöht die Kundenbindung und vor allem den Umsatz.

Die Vorteile des Blätterns

Kataloge sind nicht nur eine permanente Erinnerung an eine Marke im Haushalt, sondern auch eine bewährte Möglichkeit, den Umsatz zu steigern. Laut einem Bericht von Royal Mail MarketReach kauften 52% der Menschen mehr, beim Shoppen mit einem Katalog mehr als sie ursprünglich geplant hatten. Kataloge sind auch eine bequeme Möglichkeit, dem Kunden eine Reihe von Produkten zu zeigen und ihm wichtige Details über diese Produkte mitzuteilen. Im selben Report sagen 63% der Befragten, dass es einfacher ist, Produkte in einem Katalog zu suchen, als im Geschäft oder online.
Da die Online- und Social-Media-Plattformen immer unübersichtlicher werden, entwickeln sich Kataloge zu einer festen Größe für Unternehmen, die ihre Kunden in einem ungestörten Umfeld erreichen wollen. Und Amazon ist nicht der einzige Online-Riese, der seine Verkaufskraft versteht – die globale Auktionsplattform eBay hat auch Millionen von Exemplaren ihres Printkatalogs zur gleichen Zeit verschickt und damit die große Vielfalt an seltenem und Retro-Spielzeug auf ihrer Website Millionen von Kunden präsentiert.

Zeichen des Erfolgs

Die Tatsache, dass Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen wie Amazon und eBay sich physischen Katalogen zuwenden, um ihre Produkte zu bewerben, ist eine sehr große Nachricht in der Welt des Printmarketings. Denn so große Unternehmen treffen keine wichtigen Marketingentscheidungen, es sei denn, es gibt eine Reihe sehr großer Vorteile. Es ist ein klares Zeichen dafür, dass Kataloge funktionieren, nicht nur als eigenständiges Engagement- und Verkaufstool, sondern auch als bewährter Treiber für digitale Plattformen.
Die Weihnachtszeit mag vorbei sein, aber für Kataloge könnte Weihnachten gleich vor der Tür stehen.

geschrieben von Sam Upton