
„Man kann immer alternative Lösungen finden, wenn man die Rentabilität und Nachhaltigkeit der Produktion im Auge behält.”, sagt Esa Torniainen. Er ist Chief Business Development Officer von Paptic Ltd. Das finnische Unternehmen entwickelt nachhaltige Alternativen auf Holzbasis und ist eines der vielversprechendsten Start-ups im Forstsektor, bei dem komplett auf fossile Brennstoffe verzichtet wird.
Torniainen, der bereits viele Jahre im Bereich der Forstindustrie, aber auch der Verpackungsbranche gearbeitet hat, verdeutlicht, dass die Verwendung von Biomasse, die Nebenprodukte und Erzeugnisse der holzverarbeitenden Industrie einschließen, die den meisten eher unbekannt sind. Viele Menschen reagieren darauf oft schockiert, weil sie eine enorme Rodung von Bäumen dahinter vermuten.
Tatsächlich aber ist die Nutzung von Waldbiomasse aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern nicht „schlechter“ als die der Biomasse aus Ackerkulturen und kann von erheblichemVorteil sein. „Aber wie können wir den Menschen dies vor Augen führen?“, fragt Torniainen.
Gibt es genug Biomasse?
Die Frage ist für Torniainen nicht richtig gestellt. Denn für ihn kommt es immer darauf an, wofür sie verwendet werden soll. „Es gibt verschiedene Arten von Biomasse, so wie es auch verschiedene Zwecke für ihre Nutzung gibt. Nachhaltigkeit ist immer vom Gesamtbild abhängig.”, so Torniainen.
Die beiden Stichworte an dieser Stelle sind Mehrwert und Nachhaltigkeit. Es zahlt sich auf jeden Fall aus, Erzeugnisse aus Holz dort einzusetzen, wo es den größten Mehrwert hat und als Ersatz für weniger nachhaltige Lösungen dient. Zudem liegt der große Vorteil der Waldbiomasse darin, dass sie nicht mit der Nahrungsmittelproduktion um Land konkurriert.
Leider wird industrielle Biomasse oft an Orten angebaut, wo der Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung enorm ist. Das ist zum Beispiel häufig bei Baumwollplantagen der Fall. Diese verfügen über einen erheblichen Bewässerungsbedarf, während das übrige Gebiet unter Wassermangel leidet. „Könnte man Baumwolle also durch Holz aus dem Wald ersetzen, welches nur Regenwasser benötigt, liegen die Vorteile eindeutig auf der Hand.“, so Torniainen weiter. Hinzu kommt, dass der Ackerbau in Bezug auf Biodiversität und Kohlenstoffbindung den Wäldern in keiner Weise ebenbürtig ist.
„Holz kann für fast alles verwendet werden, solange der Markt interessiert und bereit ist, sich darauf einzustellen. Als Finne weiß ich, dass ein richtig bewirtschafteter Wald ein wahres Füllhorn ist: Er bringt Freude und Erfrischung und obendrein den besten Rohstoff der Welt!”, so Torniainen. Holz sollte immer dann als Ersatz für fossile Rohstoffe fungieren, wenn es deutliche Vorteile auf jeglichen Stufen der Wertschöpfungskette bringt.
Produkte aus fossilen Rohstoffen werden nicht über Nacht verschwinden
Es wird noch lange dauern, bis wir die Nutzung fossiler Stoffe gänzlich einstellen können. Es gibt viele verschiedene Arten von Kunststoffen und wenn wir dafür sorgen, dass diese auch wirklich recycelt werden und nicht in die Natur gelangen, ist das schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Torniainen ist der Meinung, dass wir die Verwendung von Kunststoffen dort einschränken müssen, wo sie nicht notwendig ist. „Auf jeden Fall wird es noch lange dauern, bis wir vollständig auf Kunststoffe verzichten können. Aber wir sollten mehr Zeit investieren, um andere Rohstoffe zu erforschen, damit wir Kunststoffe schneller verbannen können.”, sagt Torniainen. Für ihn besteht das Hauptziel im Allgemeinen aber vor allem in der Reduzierung der jährlichen Treibhausgasemissionen.
Auch Einwegprodukte können sinnvoll sein
Einzel- und Mehrwegprodukte sollten in einem breiteren Kontext bewertet werden. Torniainen weiß, dass die Europäische Union sich nachdrücklich für die Mehrfachverwendung einsetzt, fragt sich aber, ob dies immer die beste Lösung ist. Wenn es zum Beispiel um eine Packung Kekse geht, sollte man dabei lieber auf vollständig recycelbares Material setzen, weil bei wiederverwendbaren Verpackungen beispielsweise immer auch der Transport und die Reinigung miteinbezogen werden muss.
Was umweltfreundlich bedeutet, hängt auch von Ort und Zeit ab. In London zum Beispiel würde die Belieferung der Kunden mit Milch aus Glasflaschen viel mehr Sinn ergeben, als es in Inari, einem kleinen Ort in Finnland, der Fall wäre. Die meisten Verbraucher wollen verantwortungsbewusst handeln, möchten es dabei aber so einfach wie möglich haben. “Wir müssen dies auch für Leute wie mich attraktiv machen, die es einfach mögen, sonst wird es nicht funktionieren.”, so Torniainen.