
Die Frage, wer die bessere Klimabilanz aufweist, steht schon seit einer Ewigkeit im Raum. Viele Unternehmen werben mit vermeintlich umweltfreundlichem E-Invoicing, das die Umwelt weniger belasten soll. Doch sparen E-Mails im Vergleich zur Briefpost wirklich CO2?
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) legt dar, dass durch die enormen Mengen an Spam- und Massenmails ein sogenannter „Rebound Effekt“ eintritt, der zu einem hohen CO2-Fußabdruck führt. E-Mails benötigen im Gegensatz zu Briefen kein Papier und müssen auch nicht mit Fahrzeugen jeglicher Art rund um die Welt transportiert werden. Auf den ersten Blick scheint die E-Mail also eine nachhaltige Alternative zu sein, doch Server, Computer, Drucker und sonstige Geräte brauchen Strom – und davon eine Menge.
Der gesamte weltweite Energiebedarf für digitale Postsendungen ist ungefähr so hoch wie der Stromverbrauch der Schweiz – in einem Jahr! Bei der Produktion von Strom kann sehr viel CO2 ausgestoßen werden, beispielsweise bei konventioneller Erzeugung aus Gas oder Kohle.
Der Strom, der für jegliche Rechenzentren eingesetzt wird, hinterlässt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Doch hierbei spielt auch die Art und Weise, wie wir digitale Nachrichten lesen und abrufen eine entscheidende Rolle. Sobald man das heimische WLAN verlässt und E-Mails aus dem Mobilfunknetz abruft, verbraucht man fast zehn Mal so viel Strom. Jegliche Prozesse wie Nutzung und Produktion von Router, Smartphone, Computer/Laptop, Bildschirm etc. zählen in den Stromverbrauch mit ein. Hier kommt es zu sogenannten „verstecken Emissionen“. Wenn man alles zusammenrechnet, werden ca. zehn Gramm CO2 verursacht, wenn man eine E-Mail liest und verschickt.
Briefe: Transport verursacht am meisten CO2
Im Schnitt verursacht ein Brief geschrieben auf Papier 20 Gramm CO2. Der Großteil davon ist allerdings auf den Transport selbst zurückzuführen. Doch zukünftig wird sich der CO2-Ausstoß in diesem Bereich positiv entwickeln, denn die Deutsche Post arbeitet kontinuierlich am Ausbau ihrer Fahrzeugflotte, in der immer mehr Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen.
Der CO2-Ausstoß beim Briefversand ist zwar doppelt so hoch wie bei der E-Mail, doch diese werden viel häufiger verschickt – auch unternehmensintern, denn vieles passiert dabei auch aus Bequemlichkeit. Durchschnittlich werden 30 bis 55 E-Mails an einem normalen Tag im Büro verschickt. So eine Menge würde sich bei Briefen erst in einem längeren Zeitraum sammeln.
Spammails belasten zusätzlich
Schätzungsweise werden jedes Jahr ca. 62 Trillionen Spammails verschickt. Selbst wenn wir sie gänzlich ignorieren, verursachen sie dennoch einen erheblichen CO2-Ausstoß, da sie Unmengen an Strom verbrauchen. Durch jede Spammail entstehen ungefähr 0,3 Gramm CO2 – so eine Studie des Software-Unternehmens McAffee aus dem Jahr 2009.
Fazit
Wenn man E-Mails in diesem Ausmaße verschicken würde, in dem man vorher Briefe versendet hat, wäre eine CO2-Einsparung möglich. Doch dadurch, dass E-Mails eine Effizienzsteigerung darstellen und weniger Aufwand verursachen, werden sie auch viel häufiger versendet. Somit wird die Energieeinsparung also wieder aufgehoben.
Quelle: „Der nachhaltige Warenkorb“ – (LUBW – Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg)
One thought on “Brief vs. E-Mail: Was hat die bessere Klimabilanz?”
Comments are closed.