
In unserem digitalen Zeitalter werden täglich neue Rekorde aufgestellt. Software-Updates, Geschwindigkeit, Größe, Konnektivität oder Einfachheit – mit jeder Neuheit im Bereich der Technik werden die Leistungsparameter erhöht und die Grenzen werden weiter verschoben. Mittlerweile gibt es kaum noch große Überraschungen in der digitalen Industrie, weil sich alles stetig verändert.
Ein trauriger Rekord steht jedoch allerdings jetzt schon bevor: Der riesige Berg an E-Müll. Im Jahr 2019 war die Industrie verantwortlich für 53,6 Millionen Tonnen E-Müll. Das entspricht dem Gewicht von 350 Kreuzfahrtschiffen wie der Queen Mary 2. In den letzten fünf Jahren hat der E-Müll um alarmierende 21% zugenommen. Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass dieser bis zum Jahr 2030 vermutlich noch auf 74 Millionen Tonnen ansteigen wird. Damit hätte sich der Berg an Elektroschrott im Vergleich zum Jahr 2014 fast verdoppelt. Diese Tatsache sollte uns allen zu denken geben.
Die Wegwerfgeneration
Die beunruhigenden Zahlen stammen aus dem kürzlich veröffentlichten E-Waste Monitor 2020, der von den Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit der International Telecommunication Union und der International Solid Waste Association erstellt wurde. Alle fünf Jahre sammelt der Bericht Daten aus der ganzen Welt, um die Elektroschottmengen jedes Landes zu bewerten und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Viele Menschen sehen alle möglichen Produkte heutzutage oft nur noch als Wegwerfartikel an. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass Reparaturen für bestimmte Geräte meist teurer sind als eine Neuanschaffung. So landen viele elektronische Geräte jährlich im Müll – die Recyclingquote ist dabei leider nicht besonders hoch: Nur ca. 17% des weltweit anfallenden Elektroschotts wurden im Jahr 2019 gesammelt und recycelt.
Ein großes Problem dabei ist, dass die Recyclingtechnologie nicht mit der Menge an Elektroschrott mithalten kann. Deshalb muss das Recyclingsystem dringend verbessert werden.
Mehr Elektroschrott, mehr Emissionen
Die Wichtigkeit des Recycelns zeigt sich auch in der Beseitigung von jeglichen giftigen Stoffen, die den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre weiter steigen lassen. Unsachgemäß entsorgte Geräte, wie zum Beispiel Kühlschränke oder Klimaanlagen haben im Jahr 2019 insgesamt 98 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Die geringe Menge an Elektroschrott, die 2019 recycelt wurde, konnte dafür die Emission von 15 Millionen Tonnen Co2 verhindern.
Viele Geräte, die aus wertvollen Materialien wie beispielsweise Gold bestehen, werden ebenfalls achtlos entsorgt. Es wird geschätzt, dass so weltweit ca. 57 Milliarden Dollar auf dem Müll landen. Wenn kein Recyclingprozess stattfindet, können auch keinerlei Materialien in den Kreislauf zurückgenommen werden. So müssen immer wieder neue Rohstoffe gewonnen werden.
Große Pläne für große Technologien
Doch es gibt auch kleine Silberstreifen am Horizont: Viele Länder haben begonnen, nationale Maßnahmen in der E-Müll-Politik umzusetzen. 78 Länder haben bereits einen gewissen Grad an Regulierungen eingeführt. Doch nicht nur in der Politik herrscht Handlungsbedarf: Auch die Unternehmen stehen vermehrt unter Druck, umweltpolitische Maßnahmen umzusetzen. Amazon möchte bis 2040 kohlenstoffneutral sein und auch Google hat sich verpflichtet, bis 2022 mehr recyceltes Material in seine Geräte zu integrieren. Apple kündigte sogar an, dass bis 2033 keines der verkauften Gerät von Apple Klimaauswirkungen auf den Planeten mehr haben soll.
Am Ende müssen aber eben auch die Verbraucher bewusster mit elektronischen Geräten umgehen und lernen umzudenken. Vielleicht muss nicht doch alles gleich im Müll landen.
Weitere Informationen über den Bericht des Global E-Waste Monitor 2020 finden Sie hier.
2 thoughts on “Der wachsende Berg des Elektromülls”
Comments are closed.