
Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es eine Sache, die im Einzelhandel grundsätzlich ausverkauft ist: Toilettenpapier. Aber was wissen wir eigentlich über Toilettenpapier? Wie wird es hergestellt und was passiert damit nach der Verwendung?
Es ist in jedem Falle sinnlos, Unmengen an Toilettenpapier Zuhause zu lagern, denn es wird so schnell keinen Mangel geben: Die Corona-Pandemie hat keinen Anstieg bei der Verwendung von Toilettenpapier hervorgerufen. Das heißt, wir gehen nicht plötzlich öfter auf die Toilette als vor der Pandemie. Die Produktion von Toilettenpapier kann zwar jederzeit angehoben werden, allerdings wird vermutet, dass es dann ein Überangebot gäbe, das in Kürze auch zu einem Nachfragerückgang führt.
Aus Toilettenpapier wird Erde und Biogas
Nach dem Gebrauch gelangt das Toilettenpapier ins Abwasser und schließlich in eine Kläranlage, wo es als Klärschlamm vom Abwasser getrennt wird. In Helsinki, Finnland, wird Klärschlamm kompostiert und zu Erde verarbeitet. Der Boden kann für Landschaftsbau und Gemüseanbau genutzt werden, jedoch nicht für den ökologischen Landbau. Das Toilettenpapier unterstützt hier also auch das Pflanzenwachstum und erhöht gleichzeitig die Kohlenstoffsenke.
Im industriellen Kompostierungsprozess wird die Holzfaser im Toilettenpapier jedoch nicht zu Erde, denn der größte Teil der Holzfasern wird spätestens erst bei der anaeroben Faulung des Klärschlamms abgebaut und dann zur Erzeugung von Biogas verwendet.
Toilettenpapier aus Recyclingmaterial
In westlichen Ländern werden Holzfasern 6-7 Mal recycelt, woraus wiederum verschiedene Produkte auf Holzbasis hergestellt werden können. Dazu zählt eben auch Toilettenpapier oder Taschentücher. Recyclingfasern sind dafür ein wichtiger Rohstoff. In Deutschland beispielsweise bestehen laut dem Tissue World Magazine 37 Prozent des Rohmaterials von Taschentuchpapier aus Recyclingfasern. In Finnland ist der Anteil geringer. Obwohl die Finnen pro Kopf viel Papier verbrauchen und die Recyclingquoten zu den höchsten der Welt gehören, wird nicht die gleiche Menge an recycelbaren Materialien bereitgestellt. Die Anteile der verschiedenen Rohstoffe, die für Toilettenpapier verwendet werden, ändern sich jedoch allmählich. Vor allem in neuen Fabriken wird angestrebt, direkt aus Holz gewonnene Primärfasern zu verwenden. Der Grund dafür ist, dass die Verfügbarkeit und Qualität von Recyclingpapier ständig abnimmt.”, sagt Juha Laitila, Senior Scientist am Natural Resources Institute Finland.
Lokale Herstellung von Toilettenpapier
Toilettenpapier wird für den heimischen Markt hergestellt. Da es sehr viel Luft enthält, ist der Transport über weite Strecken nicht kosteneffizient. In der Regel variiert die Transportdistanz je nach Bevölkerungsdichte. In Finnland sind die Transporte natürlich länger als in beispielsweise in Deutschland.”, so Laitila.
Toilettenpapier ist eine Frage der Kultur
Vor einiger Zeit haben das Unternehmen Metsä Tissue und das Konsumforschungsunternehmen Nepa eine Umfrage über die Toilettenpapierpräferenzen von Finnen, Schweden und Deutschen durchgeführt.
Die Umfrage zeigt, dass weißes Toilettenpapier in allen drei Ländern bevorzugt wird. In Finnland wird allerdings auch gerne gelbes Papier verwendet. In Deutschland dagegen werden auch viele parfümierte Varianten gekauft. Die Gemeinsamkeit der drei Länder liegt darin, dass sie zu dünnes, zu hartes oder zu teures Papier eher ablehnen. Die Hauptkriterien bei der Toilettenpapier-Wahl sind die Weichheit und Festigkeit, aber auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Noch mehr Fakten zu Toilettenpapier:
- Ein mittelgroßer Baum kann zu über tausend Rollen Toilettenpapier verarbeitet werden
- Ein Finne verbraucht zu Hause jährlich 60 Rollen Toilettenpapier
- Das Werk Mänttä von Metsä Tissue produziert etwa 290 Tonnen Tissue-Papier pro Tag, was drei Millionen Toilettenpapierrollen entspricht
- Die Herkunft des als Rohmaterial verwendeten Holzes ist zu 100% bekannt